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Nie wieder Arbeit und ganz viel Geld - Redebeitrag bei einer Donnerstagsdemo am 2.9.2004 | von p83veröffentlicht von michel am 02.09.2004 |
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Jeden Donnerstag wird hier Arbeit für Alle gefordert, letzten Woche sogar in Sprechchören.
Auch Lafontaine hat letzten Montag in Leipzig vor allem Arbeit gefordert.
Sicher rufen die meisten nicht nach Arbeit, weil sie es so geil finden, 40 bis 50 Stunden in der Woche unter miesen Bedingungen zu placken. Wer auch immer behauptet, jede Arbeit sei besser als keine, hat noch nie 8 Stunden am Fließband Müll sortiert.
Letztlich geht es bei der Arbeit eben nicht darum, sinnvolle Dinge zu tun, sondern darum, Geld zu verdienen, um sich Bedürfnisse zu erfüllen - Wohnen und Essen, aber auch Kino, von Stadt zu Stadt reisen und Urlaub.
All das funktioniert nur mit Geld und Geld bekommt man für gewöhnlich nur,
wenn man auch arbeitet.
Das Problem ist, daß nicht mehr genug Arbeit da ist, um allen, die Geld brauchen, auch Arbeit zu geben. Selbst diejenigen, die arbeiten, haben heute oft nicht einmal mehr genug, um sich eine vernünftige Existenz zu sichern.
Und selbst wer viel Geld verdient, muss oft feststellen, daß für das schöne L?ben kaum noch Zeit da ist, weil Überstunden und Stress kaum Zeit für Müßiggang übrig lassen.
Wir fragen uns: Warum wird die ewige Tretmühle aus Arbeit, Geld verdienen und Geld ausgeben selbst hier noch verteidigt, wo kaum jemand eine reguläre Arbeit hat?
Wir behaupten: Die ganze Geschichte von Arbeitsmoral und Selbstverwirklichung,von Lebenserfüllung und Arbeitsethos ist nichts als eine große Lüge, um zu übertünchen, was die Älteren von Euch sicher noch aus dem Staatsbürgerkundeuntericht wissen: In der Arbeit findet die Ausbeutung statt. Arbeit ist mitnichten eine tolle Sache, sondern ein notwendiges Übel.
Nicht Arbeit bringt Erfüllung sondern eine sinnvolle Tätigkeit. Das, was Arbeitslosen jetzt angeboten wird, wie Umschulungsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs, ist genau so wenig erfüllend, wie es genug Geld zum Auskommen
bietet.
Letztlich wird mit Umschulungen, Trainingsmassnahmen und der ganzen anderen Beschäftigungstherapie und Arbeitssimulation nur ein System am laufen gehalten, das
letztlich nicht mehr funktioniert, weil die Arbeit einfach ausgeht.
Warum geht die Arbeit aus?
Jede Erfindung, jeder Computer und jede neue Technik ermöglicht es, mehr Produkte herzustellen, ohne dass Menschen einen Finger rühren. Jeder Unternehmer freut sich, dadurch Arbeitskräfte einzusparen, weil er so billiger produzieren kann und wir alle freuen uns, wenn wir so billiger einkaufen können. Jeder Unternehmer, der sich dem Fortschritt verweigert, wird wegrationalisiert.
So macht der Drang zur Profitoptimierung die Arbeit also Stück für Stück überflüssig.
So zieht sich der Kapitalismus früher oder später den Boden unter den Füßen weg, weil keiner mehr das Geld verdient, um den ganzen produzierten Plunder auch noch zu kaufen.
Diese Situation ist jetzt real - Arbeit wird nicht mehr gebraucht, weil Computer und Bandstraßen besser und billiger produzieren als Menschen.
Das wissen alle Parteien, das wissen auch die Gewerkschaften.
Trotzdem wird immer wieder und wider besseres Wissen Arbeit versprechen und gefordert, während trotzdem alle wissen, daß eine Vollbeschäftigung auch nicht im Entferntesten möglich ist.
Was machen wir mit dieser Erkenntnis?
Wir können weiter Arbeit, Arbeit rufen und hoffen, daß die eine oder der andere es doch mal wieder schafft, einen befristeten Job zu bekommen.
Wir können aber auch dafür eintreten, daß Arbeit nicht mehr die Voraussetzung für ein auskömmliches Einkommen ist.
Wenn dank der hohen Produktivität durch Computer und Technik kaum noch Arbeit mehr benötigt wird, dann muss die Existenzsicherung eben von der Arbeit entkoppelt werden. Das geht ganz einfach mit einer großzügig bemessenen Existenzsicherung für alle - selbstverständlich auch für Flüchtlinge und
Illegalisierte. Eine Existenzsicherung ohne Wenn und Aber, ohne Ämterschikanen, ohne Hausbesuche, ohne Arbeitszwang und ohne soziale
Trainingskurse.
Wenn das trotz einer immensen Produktivität nicht für alle möglich ist, wenn also ein schönes Leben für Alle im kapitalistischen System nur deswegen unmöglich ist, weil mit Hilfe von Maschinen zu viel und zu schnell produziert wird, dann müssen wir eben das kapitalistische System abschaffen.
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